Abschusskandidat Straßenbaum
Straßenbäume scheinen im Landkreis Dingolfing-Landau grundsätzlich Abschusskandiaten zu sein, wie die jüngsten Abholzaktionen an vielen Straßenrändern zeigen. Behördlich begründen lässt sich das immer gern mit der Verkehrssicherungspflicht. In wenigen Jahren, so die einstimmige Meinung der Mitglieder der Ortsgruppe des Bund Naturschutz, die sich vor wenigen Tagen wieder in der Schloss Schenke Tunzenberg trafen, wird es im Landkreis wohl keine Straßenbäume mehr geben. Holz ist ein begehrter Rohstoff. Und seit „Vision Zero“ entscheiden sich unsere Beamten offenbar immer öfter für die „einfache Lösung“. Auch die Mitglieder der BN-Ortsgruppe meinen: Jeder Verkehrstote ist einer zu viel. Ob aber Straßenbäume wirklich die Hauptschuldigen an tödlichen Verkehrsunfällen sind, wird bezweifelt. Für die mancherorts bis zu 100 Jahre alten Bäume kommt dann leider jede Erkenntnis zu spät.
Nachdem nun auch auf dem Stadtplatz in Dingolfing die Motorsäge ihre Arbeit getan hat scheint es fast verwunderlich, dass mitten in Mengkofen noch 35 Kastanien stehen und sogar eine Allee bilden. Allerding haben diese Bäume wohl schon einiges erlebt. Da gähnen riesige Anfahrschäden, nur am Rand mit Kallusbildung verheilt und ansonsten mit offenen Stammwunden. Wenn die Rinde bei Bäumen ab ist, wächst die Wunde nicht mehr zu. Da hilft nur vorher aufpassen.
Auch klaffen große Lücken in der Allee. Ein halbes Dutzend Bäume könnten, ja müssten sofort nachgepflanzt werden. Schade, dass die Idee des leider im letzten Jahr verstorbenen Mengkofener Landschaftsarchitekten Jens-Holger Johannsen noch immer nicht aufgegriffen wurde. Er hatte vorgeschlagen, Kastanien in einer Baumschule mitwachsen zu lassen, um sie dann bei Bedarf als Großbäume zu verpflanzen. So könnten die Lücken in kurzer Zeit geschlossen werden.
Allerdings dürfen die Bürger hoffen, dass die Kastanien in Mengkofen im Gegensatz zu den Pappeln an der Gemeindestraße nach Tunzenberg nicht im Zuge der Straßensanierung und Installation des Abwasser- und Kabelkanals über Nacht gefällt werden. Denn schließlich handelt es sich hier um Naturdenkmäler, deren Beschädigung sogar eine besondere Straftat darstellt. Und wer möchte sich vorstellen, wie Mengkofen ohne die Kastanien aussieht?
In den Kastanien gibt es zahlreiche große und kleine Höhlen. Einige davon sind wahrscheinlich bewohnt, vielleicht sogar von seltenen Vögeln oder Fledermäusen. Das möchten die Naturschützer in Erfahrung bringen, werden Experten fragen, sind aber auch für jeden weiteren Hinweis dankbar.
Aber nach Auffassung der Ortsgruppe gibt es noch weit größere Brennpunkte in der Gemeinde. Wenn demnächst fast 50 Hektar Ackerland unter Einfamilienhäusern oder Gewerbehallen verschwinden, dann wird auch die Natur in großem Maßstab in Mitleidenschaft gezogen. Kiebitz und Gelbbauchunke wurden im Gemeindegebiet schon lange nicht mehr gesichtet. Dabei waren sie früher gar nicht selten. Der Flächenfraß könnte dann auch die Lerche verschwinden lassen.