Der gefleckte Aaronstab
So appetitlich die roten Samenbeeren des Aronstabs auch aussehen; für den Verzehr eignen sie sich nicht (Foto: Meindl).
1.9.2015
Eine botanische Besonderheit gibt es zurzeit im Isarauwald bei Landau zu sehen. Vom Transformatorhaus am Landauer Volksfestplatz führt ein Weg über den Isardamm durch den Auwald zur Isar. Im Auwaldbereich rechts neben dem Weg fallen zur Zeit ca. 150, bis 40 cm hohe Kolben mit leuchtend roten Beeren auf. Es sind die Samenstände des gefleckten Aronstabs (Arum maculatum). Aufgefallen sind sie vor ein paar Tagen dem Landauer Naturliebhaber Helmut Herauf. Interessant wäre, ob es sich bei dem Bestand um bodenständige Pflanzen handelt, oder ob sie über Gartenabfälle an diese Stelle gelangten. Wer weiß, dass es die Pflanzen an dieser Stelle immer schon gab, sollte sich melden. Verwechslungen wären möglich mit dem Italienischen Aronstab oder der Sumpf-Calla. Bei den Pflanzen im Auwald handelt es sich aber tatsächlich um den in Bayern heimischen Gefleckten Aronstab, also der Wildpflanze. Der Name leitet sich von den dunkel gefleckten, pfeilförmigen Blättern und der Form des Blüten- und Samenstandes ab. Ihre kolbenförmigen Blüten entwickeln die Pflanzen im April und Mai, wenn auch Bärlauch und Buschwindröschen im Auwald blühen. Obwohl sie sehr groß sind, fallen sie wegen ihrer hellgrünen Farbe zwischen den hier ebenfalls wachsenden Brennnesseln nur wenig auf. Was aber auffällt ist der Geruch dieser Blüten, den sie in lauen Mainächten verströmen. Wir Menschen empfinden ihn als ekelerregenden Gestank, auf Insekten wirkt er dagegen unwiderstehlich anziehend. Auf sie hat es der Aronstab auch abgesehen, denn er braucht sie für seinen hoch entwickelten, raffinierten Bestäubungsmechanismus. Die Raffinesse geht sogar so weit, dass die Pflanze in den Blühkolben die Temperatur um bis zu 15°C durch chemische Vorgänge erhöhen kann um den Geruch zu verstärken. Angelockte Fliegen, die auf den Blüten landen, rutschen in den unteren, geschlossenen Teil des Blütenstandes, in dem sich die Blütenorgane befinden. Aufgrund der glatten Innenseite der geschlossenen Umhüllung und einer Sperre des Ausgangs durch Borsten können die Insekten die Blüte erst wieder verlassen, nachdem die weiblichen Blüten befruchtet wurden. Während der Zeit der Gefangenschaft werden die Insekten durch Tropfenausscheidungen der Narben mit Nahrung versorgt. Der gefleckte Aronstab ist giftig und verursacht Blasen auf der Haut, Brennen in Mund und Hals sowie Verdauungsstörungen. Als Heiltee eignet sich die Pflanze nicht, Verwendung findet aber das Homöopathikum Arum. Laut Heilpflanzenbuch des bogener Apothekers Pahlow wird es angewendet bei Schnupfen, Nasen- und Rachenkatarrh, Mumps, Scharlach und Masern. Ausserdem als Sänger und Rednermedizin, wenn es Probleme mit der Lautstärke oder dem Stimmklang gibt. Über die Verbreitung dieser interessanten Wildpflanze in unserem Landkreis ist wenig bekannt. Wer noch einen oder mehrere Standorte weiß, soll sie dem Bund Naturschutz Tel. 09951 601318 melden.