Die tägliche Schlafplatzsuche der Saatkrähen ist ein besonderes Schauspiel
Dezember 2022
Von Oktober bis März lassen sich oft große Schwärme von Saatkrähen aus den nordöstlichen Brutgebieten auf den Feldern im Isartal beobachten. Sie brüten nicht bei uns, sondern sind nur im Winter hier. Saatkrähen unterscheiden sich von den verwandten Rabenkrähen durch den blauen und purpurfarbenen Gefiederglanz sowie den unbefiedert weiß-grauen Schnabelansatz. Sie sind Koloniebrüter und bevorzugen als Lebensraum Ackerbaugebiete mit eingestreuten Gehölzen, Wiesen und Weiden. Auch in Siedlungen tauchen sie auf. Zum Übernachten fliegen Saatkrähen aus der gesamten Umgebung zu bestimmten Übernachtungsplätzen. Einer davon sind die hohen Bäume am Isarstausee bei Mamming. Dort übernachten in den Wintermonaten täglich mehrere Tausend Saatkrähen zusammen mit Dohlen. Es ist ein ganz besonderes Naturschauspiel, wenn sich der Himmel von mehreren Tausend krächzenden und rufenden Krähen und Dohlen verdunkelt, bevor sie auf ihren Schlafbäumen landen. Die Saatkrähe war früher ein in Mitteleuropa häufig zu beobachtender Brutvogel. Weil sie aber Samen, Keimlinge und Getreide fressen, wurden sie als Schädlinge lange Zeit verfolgt. Viele ihrer Brutkolonien wurden vernichtet, so dass es schlussendlich kaum noch brütende Saatkrähen in Deutschland gab. Dies führte wiederum dazu, dass die Saatkrähe unter Schutz gestellt und nicht mehr verfolgt und gejagt werden durfte. Mittlerweile erholen sich die Bestände in manchen Gegenden wieder etwas und schon werden wieder Rufe von Politikern laut, dass die Saatkrähen gejagt werden müssen. Warum gerade die Saatkrähen, die zumindest bei uns im Landkreis nicht brüten, ist für die Bund Naturschutz Kreisgruppe nicht so recht zu verstehen. Dass Saatkrähen Neuansaaten schädigen können, ist nicht zu bestreiten, sie fressen aber auch Insekten, und Mäuse, was sie wiederum nützlich macht. Nicht unerwähnt darf sein, dass Krähen zu den wichtigsten Aasfressern zählen und damit eine besondere ökologische Funktion erfüllen. Wenn wir nicht lernen, der Natur mehr freien Lauf zu lassen und ihr mehr Toleranz entgegen zu bringen, werden wir das derzeit rasante Artensterben nicht in den Griff bekommen, dessen ist sich die BN-Kreisgruppe sicher.
Um die Saatkrähen ranken sich viele Fragen!
Oktober 2021
Normalerweise treffen die Saatkrähen um Allerheiligen bei uns im Landkreis ein. Dieses Jahr wurden die Ersten schon 2 Wochen früher beobachtet.
Wie die Schwalben die warme Jahreszeit, so künden die Krähen den Winter bei uns an. Alljährlich ziehen sie im Herbst in Schwärmen von Polen, Finnland und Rußland gen Südwesten. Obwohl sie Kälte ganz gut vertragen, würden sie die extrem tiefen Temperaturen Nordosteuropas nicht überstehen. Mit unseren Temperaturen dagegen kommen sie gut über den Winter und in unseren Städten und Dörfern findet sich auch immer etwas zu Fressen. Die großen pechschwarzen Vögel lieben die Geselligkeit. Die Nähe des Menschen macht ihnen wenig aus, obgleich sie einem das Nahekommen nicht erlauben. Von den heimischen Rabenkrähen, die bei uns Ganzjahresvögel sind, kann man sie am besten durch den kalkweissen Schnabelansatz unterscheiden.
Naturschützern geben die Vögel immer noch Fragen auf. Warum nehmen die Vögel z.B. jeden Tag Flüge von 20 km und mehr auf sich, nur um mit den anderen Artgenossen auf den gleichen Schlafbäumen zu übernachten. Warum haben sie vor 6 Jahren ihre Schlafbäume von der Baum bewachsenen Insel im Mamminger Isar-Stausee auf die Inseln im Dingolfinger Stausee verlegt? Wie kann es sein, dass in kürzester Zeit 50 Krähen und mehr da sind, wenn man Futter irgendwo auslegt, obwohl vorher keine zu sehen waren. Wie lautet das geheime Kommando für das plötzliche Auffliegen einer ganzen Gruppe und Vieles mehr.
Ihre Nahrung sucht die Saatkrähe am Boden. Sie ist eine Alles fressende Vogelart und ernährt sich von tierischem und pflanzlichem Material. Eine ideale Nahrungsquelle scheinen Komposthaufen zu sein. Wie Hühner auf dem Mist wühlen die Vögel darin und suchen sich die besten Happen heraus. Gewöhnlich stehen aber hauptsächlich Insekten und anderes Kleingetier sowie Pflanzenkeimlinge und Sämereien, daher auch der Name Saatkrähe, auf ihrem Speisezettel.
Wegen ihrer Vorliebe für Saatgut wurde die Saatkrähe bei uns lange Zeit gnadenlos verfolgt und stark dezimiert. Da die Saatkrähe als Zugvogel im Landkreis häufig vorkommt käme bei uns niemand auf die Idee sie als gefährdet zu betrachten. Die große Anzahl der Wintergäste täuscht jedoch über den wirklichen Bestand der Art hinweg. Im Sommer ist z.B. keine einzige Saatkrähe bei uns zu sehen, da es keinen Brutplatz gibt. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1910 zeigen, dass früher die Saatkrähe auch in Bayern mit ca. 10500 Brutpaaren häufig als Brutvogel vertreten war. Heute gibt es nur noch rund 1500 Brutpaare in ganz Bayern, was einen Bestandsrückgang von 96% bedeutet. Kämen nicht jedes Jahr die "Gastkrähen" zu uns, wäre Landau um ein Naturschauspiel ärmer. Wegen ihres starken Rückgangs als Brutvogel ist die Saatkrähe in der "Roten Liste gefährdeter Tiere" als gefährdet und in Gesamtdeutschland sogar als stark gefährdet geführt.