Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt
10.9.2021
140 Häuser und Hofstellen schmückt jetzt die Plakette „Ein Herz für Schwalben“
Doch bleiben die Schwalben noch lange, sei vor dem Winter nicht bange“. Diese alte Bauernregel wissen auch heute noch viele.
Und in der Tat – in der ersten Septemberhälfte sammeln sich die Schwalben und ziehen in großen Schwärmen gen Süden. Unsere Vorfahren, die beobachtet hatten, dass die Schwalben um Mariä Verkündigung (25. März) kommen und um Mariä Geburt (8. September) wieder zurückfliegen, haben die Schwalbe zum Symboltier Mariens gemacht. Die Schwalbe gilt deshalb als Marien- oder Muttergottesvogel.
Hunderte von Schwalben sammelten sich früher im Herbst auf Telefon- und Stromleitungen über den Hausdächern. Heute sind diese Leitungen großenteils verschwunden und damit auch die Sammelplätze für die Schwalben. Als Ersatz dienen den Vögeln nun hauptsächlich Bäume mit guten Einflugmöglichkeiten. Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Bauernverband und Landschaftspflegeverband haben den Schwalben heuer besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts „Ein Herz für Schwalben“ haben sie im Frühjahr Haus- und Hofbesitzer aufgerufen, ihre Schwalben zu melden. Ziel der Aktion war es, die Schwalbenbestände zu erfassen und denen, die Schwalben eine Nistmöglichkeit bieten, eine Anerkennung in Form einer Plakette zukommen zu lassen. Inzwischen ist das Schwalbenjahr schon fast vorüber und deshalb Zeit, ein Resümee zu ziehen. 140 Melderinnen und Melder haben ihre Schwalben mitgeteilt. Darunter waren viele Landwirte, Reiterhöfe, Kleintierhalte aber auch Privathausbesitzer. Die Organisatoren der Aktion möchten sich nochmal ganz herzlich für die Meldungen bedanken. Dass es daneben noch weitere Schwalbenvorkommen im Landkreis gibt, ist den Organisatoren klar, mit einer Plakette konnte allerdings nur bedacht werden, wer seinen Bestand meldete. Um die Durchführung kümmerten sich im Wesentlichen Rosi Nebauer und Gisela Meindl vom Bund Naturschutz Landau. Sie überbrachten einen Großteil der Plaketten auch persönlich, schauten die Nester vor Ort an und dokumentierten die Bestände. Dabei kam Interessantes zutage. Die meisten Nester fanden sich in Ställen mit Rindern und Pferden. Da diese aber immer weniger werden scheinen sich die Schwalben inzwischen etwas um zu orientieren. Rauchschwalbennester wurden auch in Schuppen, auf Dachböden, in Garagen und Werkstätten gefunden. Mehlschwalben bauen ihre Nester außen an Gebäude und sind deshalb nicht so sehr auf die Symbiose mit Stalltieren geprägt. Entscheidend sind für beide Arten aber Insekten als Nahrung und da boten früher die Fliegen über den Misthaufen reiche Beute. Insgesamt konnten 1365 Rauchschwalbenpaare und 796 Mehlschwalbenpaare kartiert werden. Schwalben brüten in der Regel 2-mal mit durchschnittlich 4 Jungen. Hochgerechnet ergibt sich daraus eine Gesamtzahl von rund 17000 Jungschwalben die jetzt bald 5000 km nach Afrika südlich der Sahara ziehen. Da Schwalben sehr brutplatztreu sind, kommen sie, wenn alles gut geht und sie den Fangnetzen in den Mittelmeerländern entkommen nächstes Jahr im März – April zurück, um ihre alten Nester zu beziehen. Jungschwalben die noch kein altes Nest haben, bauen ihre neuen Nester oft daneben und dafür sind sie darauf angewiesen, dass es in der Nähe Baumaterial gibt, das sie in Lehmpfützen, schlammigen Stellen in Viehweiden oder an Bachufern finden. Eine Alternative sind auch Kunstnester, aber noch mehr Erfolg bei der Ansiedlung wird durch Baumaterial in der Nähe erzielt.