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    Ein Feld voller botanischer Kostbarkeiten

    20.6.2020
    Eine botanische Besonderheit ist zur Zeit auf einem Roggenfeld neben dem Bockerlradweg nördlich der Talhamer Unterführung zu sehen.  Der Acker ist voll mit purpurblauen Blumen. Es sind die Blütenkelche der Kornrade, einem Ackerwildkraut das vom Aussterben bedroht ist. Sie hat sich hier nicht selber angesiedelt, sondern wurde als Artenschutzprojekt von Landwirt Eder im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes zusammen mit dem Roggen ausgesät.  Die Samen stammen von den Wildackerflächen des Bund Naturschutz im Gebiet Rosenau und Wallersdorfer Moos. Die Fläche wurde von der Stadt Landau mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Bayern für ökologische Zwecke erworben.  Pflanzennamen wie Kornblume und Klatschmohn sagen den meisten noch etwas, bei Ackerrittersporn, Frauenspiegel, Erdrauch und Ackerschöterich tun sich viele schon schwer. Die größte Seltenheiten unter den Ackerwildpflanzen ist aber die Kornrade (Agrostemma githago). Sie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich unsere Wildpflanzen langsam an die Kultivierung angeglichen haben. Ihren Lebenszyklus hat sie vollständig an Aussaat und Ernte des Getreides angepasst. Früher wurde das Getreide noch in Garben gebunden, in die Scheunen eingefahren und im Winter gedroschen. Dabei wurden langstielige Ackerwildkräuter wie die Kornrade mit eingefahren, überwinterten in der Scheune, gelangten mit dem Stroh in den Viehstall und im Frühjahr mit dem Mist wieder auf’s Feld. Das Getreidesaatgut konnte früher auch nicht so perfekt gereinigt werden wie heute, so dass die Kornrade immer wieder mitausgesäht wurde. Auch wenn die Blüten wunderbar aussehen, sich einen Kornradenstrauß zu pflücken, ist nicht ratsam. Sie enthält Saponine und ist daher für uns Menschen giftig. Früher, als die Reinigung des Getreides noch schwierig war, konnte dies zu Problemen führen. Heute hat man erkannt, dass die Saponine der Kornrade auch Gutes bewirken, indem sie schädliche Nematoden im Boden absterben lassen. Alle Ackerwildkräuter, auch wenn wir in ihnen keinen unmittelbaren Nutzen sehen, bilden wichtige Glieder der seit Jahrtausenden gewachsenen Lebensgemeinschaften aus Pflanzen und Tieren. So hängen von jeder Ackerwildkrautart im Durchschnitt 12 pflanzenfressende und blütenbesuchende Tierarten ab, von denen sich wiederum etliche Tierarten ernähren. So führt der Rückgang der Wildkräuter letztendlich z.B. auch zu einem Rückgang des Rebhuhns, dessen Jungen in den ersten 14 Lebenstagen auf tierische Nahrung angewiesen sind. Darüber hinaus tragen Ackerwildkräuter als Zeugen alter bäuerlicher Kultur zu einem attraktiven Landschaftsbild und damit auch zur Erholungsfunktion der Landschaft bei.