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    Der Klimawandel ist schon da und bedroht Existenzen

    Die Energiewende muss kommen und zwar sofort. Auf der Jahreshauptversammlung machte Alois Aigner deutlich, dass es keine Entschuldigung gibt den Umbau noch weiter hinauszuschieben

    27.10.2017

    Der Klimawandel ist kein abstraktes Zukunftsmodell mehr, sondern kann bereits live mitverfolgt werden. Alos Aigner, der Kreisvorsitzende der Bund Naturschutz Kreisgruppe, unterstrich mit drastischen Bildern und Szenarien die dringende Notwendigkeit einer schnellen Energiewende. Neben dem Rechenschaftsbericht und dem Kassenbericht stand sein Referat im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung.
    Franz Hofbauer, der nun seit fast 25 Jahren die Kasse führt, konnte bei einem Ausgabenvolumen von gut 70.000 € ein Einnahmeplus von gut 21.000 €  bekannt geben. Eine Zahl, die allerdings wenig aussagekräftig ist, weil sich eines die finanzielle Abwicklung von einem der Hauptbetätigungsfelder der Kreisgruppe oft über mehrere Jahre hinzieht: Kauf und Optimierung von Grundstücken in ökologisch sensiblen Gebieten des Landkreises. Theresia Lange hatte die Kasse geprüft und stellte dem Kreiskassier ein hervorragendes Zeugnis aus, das auch durch zahlreiche beanstandungslose Kassenprüfungen staatlicher Institutionen im Rahmen der Gemeinnützigkeit bestätigt wird. Alois Aigner verknüpfte sein Referat zur Energiewende stark mit seiner eignen Autobiographie. Seinen Hauptberuf Betriebselektriker hat er vor zwei Jahren an den Nagel gehängt und ist vom Neben- zum Haupterwerbslandwirt geworden. Seine Abhängigkeit vom Wetter im Speziellen und vom Klima im Allgemeinen wurde ihm dadurch noch stärker bewusst. Seine Berufskollegen sieht er als die ersten Opfer des Klimawandels, insbesondere wenn sie auch Waldbauern sind. Ins kollektive Bewusstsein eingegangen sind Stürme wie Vivian und Wiebke in den 90er Jahren. Die Windgeschwindigkeiten lagen dabei noch unter 200 km/h. Ein namenloser Sturm, allein durch starke Wärmeunterschiede in großen Luftmassen ausgelöst, hat im August im Landkreis Passau 3500 ha alten Wald umgelegt. Hier lagen die Windgeschwindigkeiten bereits über 200 km/h. Höhere Temperaturen bringen den Wald in Existenznot. Der Borkenkäfer profitiert davon und von der Trockenheit. Der Eschenpilz konnte durch die längere Vegetationszeit zerstörerische Totalwirkung erfahren. Alois Aigner selbst muss 1 ha Eschenanpflanzung komplett abschreiben.Starkregen mit 60 Litern/m² in kurzer Zeit sind zum erwartbaren Normalfall geworden. Aigner nannte Beispiele aus Hötzendorf (2016), Reisbach (2016), Oberteisbach (zweimal 2017).
    Extremtemperaturen sind eine weitere Gefahr: "Wenn wir Sommer mit längeren Phasen über 40° bekommen, ist es vorbei mit dem Pflanzenwachstum. Dann ist unser Weizen nichts mehr wert", so Aigner. Grund für diese fatale Entwicklung ist der seit Beginn der Industrialisierung ungebrochene Eintrag von CO2 in die Athmosphäre, der zuletzt lange vor dem Erscheinen der Menschheit vergleichbar hoch war. Die menschliche Kultur, vor allem die Landwirtschaft, ist für diesen Anstieg nicht gerüstet. Deutschland erreicht die selbst gesteckten und international zugesagten Klimaziele nicht. Dafür gibt es keine Entschuldigung, weder technische noch finanzielle. Aigner: "Das kann ich jedem auf meinem Hof zeigen!" An einem einzigen Dia seines Hofes zeigt er alle Instrumente des Wandels auf: Sein biologische Landbau fördert den Kohlenstoffgehalt des Bodens, während gleichzeitig im Isarmoos großflächig riesige stark kohlenstoffhaltige Niedermoorböden für fragwürdige Logistikhallen geopfert werden. Holzbau speichert Kohlenstoff und dient als langfristige Senke. Solaranlagen, kombiniert mit Batteriespeichern,  entlasten Leitungen und sind jetzt schon finanziell attraktiv für den Eigenverbrauch. Noch sind viele Dachflächen ungenutzt. Intelligente und richtig ausgeführte Wärmedämmung ermöglicht die sparsame Nutzung nachwachsender Biomasse.  Die Fahrzeugflotte auf dem Aignerhof ist jetzt schon komplett elektrisch, vom Pedelec bis zum Stapler: "Unser Elektro-Lieferwagen ist das billigste Auto, das wir je gefahren haben". Und es wird noch weiter gehen. Schon jetzt gehen Solaranlagen ans Netz, die mit 5 Ct. den Strom bereit stellen, im Süden Europas sogar um 3 Ct. Die angeblich teuren Erneuerbaren können nicht als Begründung für steigende Strompreise herhalten, es sind die Netzbetreiber, die sich im Moment eine goldene Nase verdienen und die vielen von Abgaben befreiten Großverbraucher. In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um die Zukunft der ersten Solaranlagen, die in wenigen Jahren aus dem EEG fallen und um die Verantwortung der Politik dafür, dass dieser dann billige Strom der Allgemeinheit erhalten bleibt.