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    Die Kornrade, eine verschwundene Ackerblume blüht wieder

    Seit 3 Jahren ist unser Landkreis wieder um eine Wildblumenart reicher. Auf eigens für seltene Wildkräuter angelegten Flächen des Bund Naturschutz blüht zurzeit die in ganz Deutschland vom Aussterben bedrohte Kornrade.

    01.07.2014

    Mamming/Wallersdorf: Seit 3 Jahren ist unser Landkreis wieder um eine Wildblumenart reicher. Auf eigens für seltene Wildkräuter angelegten Flächen des Bund Naturschutz blüht zurzeit die in ganz Deutschland vom Aussterben bedrohte Kornrade.   Eine Fläche liegt in der Gemeinde Mamming in der Nähe des Naturschutzgebietes Rosenau und die Andere im Ettlinger Moos beim Hans Ristl Denkmal. Beide Flächen sind jetzt voll mit den purpurblauen Blütenkelchen, ein echtes Naturschauspiel. Die Samen stammen vom letzten Vorkommen dieser Pflanze im Bayerischen Wald und wurden vom Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landau mit Genehmigung der höheren Naturschutzbehörde bei uns wieder ausgesäät. Begleitend zur Kornrade wachsen auf den beiden Feldern noch andere seltene Wildpflanzen, die es früher bei uns überall gab, die aber mit den modernen Bewirtschaftungsweisen verschwunden sind. Pflanzennamen wie Kornblume und Klatschmohn sagen den meisten noch etwas, bei Ackerrittersporn, Frauenspiegel, Erdrauch und Ackerschöterich tun sich viele schon schwer. Die größte  Seltenheiten unter ihnen ist aber die Kornrade (Agrostemma githago). Sie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich unsere Wildpflanzen langsam an die Kultivierung angeglichen haben. Ihren Lebenszyklus hat sie vollständig an Aussaat und Ernte des Getreides angepasst. Früher wurde das Getreide noch in Garben gebunden, in die Scheunen eingefahren und im Winter gedroschen. Dabei wurden langstielige Ackerwildkräuter wie die Kornrade mit eingefahren, überwinterten in der Scheune, gelangten mit dem Stroh in den Viehstall und im Frühjahr mit dem Mist wieder auf’s Feld. Heute wird beim Mähdrusch Korn und Stroh getrennt und die Samen der Wildkräuter bleiben auf dem Feld zurück. Da der Samen der Kornrade frostempfindlich ist, überlebt er im freien Feld nicht und ist auf das Winterquartier in Scheune und Stall angewiesen. Die Kornrade enthält Saponine und ist daher giftig. Früher, als die Reinigung des Getreides noch ein Problem war, konnte dies zu Problemen führen. Heute hat man erkannt, dass die Saponine der Kornrade auch Gutes bewirken, indem sie schädliche Nematoden im Boden absterben lassen. Alle Ackerwildkräuter, auch wenn wir in ihnen keinen unmittelbaren Nutzen sehen, bilden wichtige Glieder der seit Jahrtausenden gewachsenen Lebensgemeinschaften aus Pflanzen und Tieren. So hängen von jeder Ackerwildkrautart im Durchschnitt 12 pflanzenfressende und blütenbesuchende Tierarten ab, von denen sich wiederum etliche Tierarten ernähren. So führt der Rückgang der Wildkräuter letztendlich z.B. auch zu einem Rückgang des Rebhuhns, dessen Jungen in den ersten 14 Lebenstagen auf tierische Nahrung angewiesen sind. Darüber hinaus tragen Ackerwildkräuter als Zeugen alter bäuerlicher Kultur zu einem attraktiven Landschaftsbild und damit auch zur Erholungsfunktion der Landschaft bei.