Keine Zukunft ohne Bäuerinnen und Bauern
Auf der Erde leben 7 Mrd. Menschen, die weltweite Landwirtschaft produziert für jeden davon 5000 Kilokalorien, also mehr als das 2,5fache dessen was für ein gutes Leben nötig wäre. Vor diesem Hintergrund ist die Forderung der Agraropposition zu sehen, eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft endlich zu stoppen und mehr die Bauernhöfe in den Mittelpunkt der Agrarpolitik zu stellen, die umwelt- und klimafreundlich wirtschaften, damit das Recht auf Nahrung weltweit sichern, starke Strukturen im ländlichen Raum erhalten, artgerechte Tierhaltung verwirklichen, gentechnikfrei arbeiten und deren Grundsatz fairer Handel ist.
Trotz eisiger Temperaturen und angeführt von 130 Traktoren – so viele wie nie zuvor – haben am Samstag 23 000 Bauern und Verbraucher gemeinsam in Berlin für eine Agrarwende demonstriert. Unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt! Keine Zukunft ohne Bäuerinnen und Bauern“ zogen sie zum Bundeskanzleramt und forderten von der Bundesregierung die Weichen für eine bäuerliche und ökologischere Zukunftslandwirtschaft zu stellen.
Auch zahlreiche Bürger aus dem Landkreis Dingolfing-Landau waren wie schon in den Jahren zuvor in verschiedenen Bussen nach Berlin gereist. Ein Teil beteiligte sich an der Demonstration, ein Teil besuchte ein Symposium des Bundes der Milchbauern.
"Die Agrarpolitik in Berlin und Brüssel ist verantwortlich für die Rahmenbedingungen, die zu Überproduktion und Erzeugerpreisen deutlich unter den Produktionskosten führen. Dabei zerstören Agrarexporte zu Dumpingpreisen für den Weltmarkt bäuerliche Strukturen und regionale Märkte für Bauern hier und in der ganzen Welt. Die Bundesregierung muss jetzt umsteuern, damit es sich für Bauern lohnt, gute Lebensmittel für den heimischen Markt zu produzieren“, so einer der Redner bei der Abschlusskundgebung, ein Milchbauer aus Ostfriesland. Ein langer Schlepper-Konvoi wurde von der Menge auf dem Potsdamer Platz jubelnd empfangen.Die Bauern hatten sich zum Teil schon vor zwei Tagen auf den langen Weg nach Berlin gemacht. „Die Bauern stehen in der Mitte der Gesellschaft“, kommentierte Jochen Fritz, Landwirt und Sprecher der Demonstrations-Bündnisses „Wir haben es satt!“ den gemeinsamen Protest. „Die Menschen wollen, dass Bauern und nicht Konzerne ihr Essen erzeugen, sie wollen gesundes Essen, keine Gentechnik auf dem Acker, im Trog und auf dem Teller, sie wollen, dass Tiere auf der Weide grasen können, Schweine auf Stroh stehen und keine Schwänze oder Schnäbel abgeschnitten werden. Und die Bauern sind bereit dafür! Worauf wartet die Bundesregierung?“, so Fritz weiter.
Auch Sarah Wiener, Köchin aus Berlin, forderte einen Umbau des Ernährungssystems: „Wir wollen den Wandel mit Fairness und Genuss! Gute, köstliche Lebensmittel bekommen wir nur, wenn wir achtsam mit unserer Umwelt, den Pflanzen und Tieren umgehen. Wenn wir verstehen, dass wir mit der Natur arbeiten müssen und nicht gegen sie, werden wir die Wertschätzung für das, was uns ernährt wieder erlangen. Davon profitieren die Bauern, die Böden und die Nutztiere.“
Aufgerufen zur sechsten „Wir haben es satt!“-Demonstration anlässlich der Grünen Woche hatte ein breites gesellschaftliches Bündnis von über 100 Organisationen aus Landwirtschaft, Imkerei, Natur-, Tier- und Verbraucherschutz, Entwicklungsorganisationen und dem Lebensmittelhandwerk.