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    Kiebitz-Schutz neu aufstellen

    Die Kiebitz-Volkskartierung im Landkreis Dingolfing-Landau ist einzigartig in Bayern. 98 Brutpaare verloren innerhalb von 2 Jahren. Landwirte und Naturschützer wollen Rückgang gemeinsam bremsen.

     

    10.01.2021

    Unser Landkreis ist der einzige in Bayern, der mit einer vollständigen Kiebitz-Brutplatz Erfassung aufwarten kann. Die Kiebitz Volkskartierung des Bund Naturschutz ist damit ein bayernweit einzigartiges Projekt. Die Idee dazu kam vom Landauer BN-Vorsitzenden Franz Meindl im Winter 2017. Er konnte dafür mehrere Vogelkundler vom Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und Landschaftspflegeverband gewinnen. Man merkte allerdings rasch, dass diese Mammutaufgabe nicht von ein paar Spezialisten zu bewältigen war und so wurde über Presseanzeigen und Artikel sowie das Internet die ganze Bevölkerung eingebunden. Die Kiebitz-Volkskartierung-Dingolfing-Landau war geboren. Im Frühling 2018 wurde die Kartierung erstmals durchgeführt und das mit großem Erfolg. 79 Personen beteiligten sich daran und meldeten dem Bund Naturschutz ihre Kiebitzsichtungen, die dann von den Spezialisten vor Ort kontrolliert und erfasst wurden. 774 Brutreviere wurden 2018 ausfindig gemacht, der weitaus größte Teil davon im Isartal von der westlichen Landkreisgrenze bei Rimbach bis zur östlichen Landkreisgrenze bei Karlshof östlich von Wallersdorf.  Auch in den weiten Ebenen des Gäubodens bei Haidlfing und Altenbuch gibt es noch Brutkolonien. Im ehemals kiebitzreichen Vilstal gibt es inzwischen fast keine mehr, nur noch wenige Brutpaare im Wiesenbrütergebiet bei Dornach. Auch im Norden des Landkreises, im Aitrachtal bei Mengkofen haben sich diese sympathischen Vögel mit dem lustigen Schopf in den letzten Jahrzehnten weitgehend verabschiedet. Im Hügelland zwischen den Flusstälern, insbesondere in freien Feldlagen ohne Hecken und Feldgehölze und mit Zugang zu einem Gewässer leben noch einige Brutpaare bei Griesbach, Marklkofen, Wendelskirchen, Schermau und Simbach. Im Frühling 2020 wurden die Kiebitze im Landkreis nun ein zweites Mal wieder unter Mithilfe der gesamten Bevölkerung erfasst. Diesmal beteiligten sich sogar 85 Bürgerinnen und Bürger daran, wofür sich die Verantwortlichen nochmal herzlich bedanken möchten.  Das Ergebnis waren 676 Brutpaare, also 98 weniger als 2 Jahre vorher. Dieser Abwärtstrend reiht sich in den deutschlandweiten Einbruch der Bestände um 85 % in den letzten 25 Jahren ein. Trotz des Verlustes ist unser Landkreis auch jetzt noch der, mit den meisten Kiebitzbrutpaaren in Bayern. Dies ist zwar ein erfreuliches Alleinstellungsmerkmal zeigt aber auch auf, dass unser Landkreis eine ganz besondere Verantwortung für den Kiebitz hat. Stirbt er bei uns aus wird es wohl in ganz Bayern düster um diese Art. Und wenn der Kiebitz verschwindet, nimmt er andere Arten des offenen Kulturlandes wie Brachvogel, Rebhuhn, Schafstelze, Wachtel, Feldlerche, Flussregenpfeifer, Fasan und Feldhase mit. Um dem entgegen zu wirken, haben sich jetzt Landwirte und Naturschützer in unserem Landkreis zusammengeschlossen. Gemeinsam arbeiten sie nun an einem Kiebitzschutzprojekt.  Kiebitze legen ihre Nester zu mehr als 90% in Feldern zwischen den Ackerschollen oder in Winterbrachen und Mulchsaaten an und zwar ab Mitte März. Bis die 4 Küken schlüpfen dauert es etwa bis Mitte April. In den nächsten 2 Wochen haben die Küken noch ein angeborenes Tarnverhalten. D.h. sie flüchten bei Gefahr nicht sondern ducken sich nieder. Genau in dieser Zeit, ab Anfang April, findet die Frühjahrsbestellung der Felder mit Düngen, Eggen, Ansäen statt. Rund 90% der Kiebitzerstbruten im Landkreis werden dadurch zerstört. Die weitaus meisten Landwirte wollen den Kiebitzen nichts Böses und heben Kreiselegge oder Sämaschine hoch, wenn sie ein Kiebitznest oder ein Küken sehen. Die Ergebnisse der Kartierer zeigen allerdings, dass offenbar wegen der ausgezeichneten Tarnung die meisten Nester von den Bewirtschaftern trotzdem übersehen werden. Die Hauptstoßrichtung des Kiebitzschutzprojektes ist eine Bewirtschaftungsruhe von 10.3. – 30.4. D.h. der Landwirt sät das Feld erst ab dem 1.5. an. Kiebitze und andere Bodenbrüter können ihre Jungen vorher in Ruhe aufziehen. Nach Aussage praktizierender Landwirte wäre diese Einschränkung in der Bewirtschaftung bei einem gewissen finanziellen Ausgleich machbar. Gemeinsam haben deshalb Franz Meindl vom Bund Naturschutz, Friedhelm Dickow vom Bauernverband, Joachim Aschenbrenner vom Landesbund für Vogelschutz, Dr. Späth vom Landschaftspflegeverband bei unserer Landtagsabgeordneten Frau Dr. Loibl vorgesprochen. Die Idee wäre ein 10-jähriges Forschungsprojekt, begrenzt auf die Kiebitzbrutgebiete des Landkreises Dingolfing-Landau, bei dem die Wirksamkeit dieser Wirtschaftsruhe untersucht wird. Frau Dr. Loibl sagte ihre Unterstützung zu. Die Kiebitz-Volkskartierungen sind auf der Internetseite der Bund Naturschutz Kreisgruppe Dingolfing-Landau abrufbar unter Downloads – Wiesenbrüterschutz.