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    Neu Gifte mit unbekannter Wirkung

    Das Summen darf nicht verstummen. Den Bienen geht es schlecht, die Ursachen sind vielfältig. Johannes Selmansberger führte in Thürnthenning in den komplexen Superorganismus Bienenstaat ein und machte auf die zahlreichen Gefahren aufmerksam.

    19.10.2014

    Auf Einladung von Bund Naturschutz und Katholischer Erwachsenenbildung kam der Imker und Naturschützer Johannes Selmansberger aus Vilsheim nach Thürnthenning und berichtete vor 80 Zuhörern  Interessantes über den "Superorganismus" Bienenstaat und die enge Beziehung zwischen Menschen und Bienen. Der Wert des geernteten Honigs beträgt nur einen Bruchteil der Bestäubungsleitstung der Bienen. Zwischen 800 und 900 Euro liegt der Bestäubungswert eines Bienenvolkes.  170.000 Blütenpflanzen werden von Honigbienen bestäubt 40.000 davon sind auf die Honigbiene angewiesen.    Auch Wildbienen tragen zu guten Ernten bei. 

    Die Lernfähigkeit eines Bienenstaats ist faszinierend. Offenbar können Bienen lernen, unterschiedliche elektrische Felder und ihre zeitlichen Muster zu unterschieden. Sie bilden eine anpassungsfähige Tiergemeinschaft, bestehend aus vielen Einzeltieren, die ständig aktiv sind und in ihren Handlungen auf Gegebenheiten der Umwelt und die Aktivitäten ihrer Nestgenossen reagieren. Dieses Verhalten wird auch als Schwarmintelligenz bezeichnet.  Was brauchen die Bienen? Entscheidend ist eine ganzjährige durchgehend stabile und reichhaltige Nektar- und Pollenversorgung. Wildbienen benötigen zudem Nisthabitate in unmittelbarer Nähe zu den Nektar- und Pollenquellen. Die zunehmende Ausräumung der Landschaft, das Fehlen von Blumenwiesen wird für die Bienen zunehmend ein Problem.  Feldraine werden umgeackert, überdüngt und totgespritzt. Landwirtschaft wird weltweit industrialisiert: Mehr Dünger, mehr giftige Chemikalien, mehr Monokultur.  Und es werden weltweit so viele Chemikalien eingesetzt wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit.  Auch die restliche Tierwelt ist betroffen.  Das Bundesumweltamt veröffentlichte Zahlen, nachdem sich die Zahl der Feldvögel seit 1980 halbiert hat.  Auch Amphibien und Schmetterlinge gehen dramatisch zurück.   Welche Auswirkungen die Giftstoffe auf den Menschen haben kann man noch nicht abschätzen. Fest steht aber, so Selmansberger, dass  das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat  in Haferflocken und in Brötchen gefunden wird.   Bei Tierversuchen kam es zu Fehlgeburten und auch für das Bienensterben könnte es mitverantwortlich sein.  Jetzt gibt es Anzeichen, dass Roundup auch für den chronischen Botulismus verantwortlich sein könnte.  Anfang Juli kam es am Plattensee zu einem Massensterben der Bienen in einem Sonnenblumenfeld.  In den toten Bienen konnte ein Neonikotinoid nachgewiesen werden.  Zwischenzeitlich haben Forscher in vielen Untersuchungen nachgewiesen, dass es für die Giftigkeit der Neonikotinoide keine Untergrenze gibt. Bereits im Nanogramm-Bereich sind diese Giftstoffe tödlich für die Bienen.  Die Europäische Union hat nur für einen Zeitraum von zwei Jahren drei Giftstoffe verboten. Die Hersteller der Chemikalie wehren sich gegen dieses Verbot und behaupten die Varoamilbe  sei für das Bienensterben verantwortlich. "Natürlich haben wir Probleme mit der Milbe", so Selmansberger, "aber wir imkern schon seit 30 Jahren mit diesem Bienenschädling".   Wenn wir unsere Honigbienen und Wildbienen erhalten wollen und wenn wir in der Europäischen Union unser Ziel das Artensterben bis zum Jahre 2020 beenden wollen, dann kann das nur mit einer grundsätzlichen Änderung der Landwirtschaftspolitik erfolgen. 

    Der Imker Johannes Selmansberger zeigte aber auch auf wie Privatpersonen einen Beitrag zur Erhalten der Bienen leisten können, indem sie ihren Garten naturnah gestalten. In keinem Garten dürfen Pflanzen, die Nektar und Pollen bereitstellen, fehlen.  Als völligen Unsinn kritisierte Selmansberger die neue Modeerscheinung Flächen mit Granitschotter und darunterliegenden Flies zu verunstalten.  "Hier kann nicht einmal mehr der Regenwurm mehr an die Oberfläche. Diese Leute brauchen das Bienensterben nicht beklagen".

    Wichtig ist aber auch, dass öffentliche Flächen  in Blumenwiesen umgewandelt werden. Auch hier ist Aufklärungsarbeit dringend notwendig.

    Und was auf keinen Fall passieren darf, dass Konzerne gegen staatliche Entscheidungen klagen dürfen, wie es bei dem Freihandelsabkommen TTIP vorgesehen ist. Ansonsten gibt es kein Stopp mehr  gegen die Interessen der Agrar-Chemie-Großkonzerne.