Qauartierwechsel im Vogelrevier
Seit etwa zwei Wochen ist unsere Vogelwelt wieder zum Leben erwacht. Obwohl die Nächte noch kalt sind, singen die Amselmännchen schon bei Sonnenaufgang ihr melodisches Lied. Auch den durchdringenden Spottgesang der Singdrossel kann man seit ein paar Tagen wieder hören. Während die Amseln bei uns überwintern, machten die Drosseln Winterurlaub am Mittelmeer. Lärmempfindlichen Langschläfern ist anzuraten lieber das Schlafzimmerfenster geschlossen zu halten, denn sie sind bei uns die lautesten Sänger.
Auch im Königsauer- und Wallersdorfer Moos kehrt jetzt wieder Leben ein. Am 27.Februar hörte man erstmals das Trillern des großen Brachvogels und das „Kuit“ der Kiebitze. Die Feldlerchen sind ebenfalls zurückgekehrt, mit dem Singen warten sie noch bis es etwas wärmer wird. Für immer verstummt im Isarmoos ist der klirrende Gesang der Grauammer. Noch vor 40 Jahren war sie allgegenwärtig. 2003 gabe es noch 5 Brutpaare und seit 10 Jahren etwa ist sie ganz verschwunden. Ein Zeichen dafür, wie stark sich das Isarmoos in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Vor ihr haben sich bereits das Birkhuhn, die Bekassine, das Braunkehlchen, der Rotschenkel, das Rebhuhn und weitere Arten aus unserem Moos verabschiedet. Alle Anstrengungen zur Wiederansiedlung dieser Arten blieben bisher erfolglos. Geblieben sind uns noch Kiebitz und Großer Brachvogel im Moos, bei weiterer Industrialisierung werden aber auch sie sich verabschieden. Allgemein ist ab Ende Februar An- und Abreisezeit in unserer Natur. Nordische und osteuropäische Vögel, die den Winter bei uns verbringen, treten jetzt wieder die Reise nach Hause in ihre Brutgebiete in Polen, Russland und den skandinavischen Ländern an. Anfang März sind die hohen Pappel, wo die Saatkrähen zu Hunderten die kalten Winternächte verbrachten, leer geworden. Wie auf ein geheimes Kommando hin haben sie sich innerhalb weniger Stunden zu riesigen Schwärmen zusammengefunden, sind hoch in die Lüfte gestiegen und dann ihren Rückzug nach Norden angetreten. Die Fische können aufatmen, denn auch viele Kormorane werden unser Gebiet jetzt wieder verlassen. Leichter wird das Leben auch für Mäuse, und andere wildlebende Kleintiere, denn Rauhfußbussarde und ein Großteil der Mäusebussarde reisen zur Zeit wieder ab. Man möchte meinen, dass durch den "großen Aufbruch" die Natur jetzt langsam leer würde. Das Gegenteil ist aber der Fall. Die Rückkehrer sind emsig dabei, sich ein geeignetes Brutrevier zu sichern. Es gilt nämlich keine Zeit zu verlieren, denn schon im August müssen die Jungen groß und kräftig genug für eine lange Reise Richtung Süden sein. Auch Zilp Zalp und Hausrotschwanz werden in den nächsten Tagen aus ihrem Mittelmeerurlaub zurückkehren. Den Hauptanteil am morgendlichen Vogelgesang haben zur Zeit noch unsere sogenannten Standvögel. Dazu zählen Meisen, Amseln, Kleiber, Dompfaff, Buch- und Grünfink, Goldammer, Heckenbraunelle, Baumläufer und die beiden Winzlinge Zaunkönig und Wintergoldhähnchen. Sie haben den ganzen Winter bei uns ausgeharrt und können sich jetzt dafür die besten Brutreviere aussuchen. Bald wird es allerdings wieder eng im Vogelrevier, denn bis Mitte Mai kommen täglich neue Vögel aus ihrem Winterurlaub im Süden zurück. Die beste Zeit, um das volle Vogelkonzert zu genießen, ist frühmorgens nach Sonnenaufgang oder abends, vor Einsetzen der Dämmerung.