Saatkrähen sind eingetroffen
Krähen sind doch nichts Besonderes, die kann man doch das ganze Jahr bei uns sehen, wird so mancher Naturinteressierte sagen. Wer allerdings genau hinschaut, wird merken, dass unsere Sommerkrähen anders aussehen als die, welchen im Winter in Scharen zu uns kommen. Bei den Sommerkrähen handelt es sich um die Rabenkrähe. Sie ist weit verbreitet und brütet auch häufig bei uns. Bei den Vögeln, die in den letzten Tagen in Schwärmen bei uns eingetroffen sind, handelt es sich um Saatkrähen. Unterscheiden kann man die beiden Arten am besten am Schnabelansatz, den die Rabenkrähe schwarz und die Saatkränhe hellgrau hat. Alljährlich ziehen die Saatkrähen im Herbst von Polen, Finnland und Rußland gen Südwesten in wärmere Gefilde. Was Afrika für unsere Schwalben, ist Niederbayern für die Saatkrähen. Obwohl sie Kälte ganz gut vertragen, würden sie die extrem tiefen Temperaturen Nordosteuropas nicht überstehen. Mit unseren Temperaturen dagegen kommen sie gut über den Winter und in unseren Städten und Dörfern findet sich auch immer wieder etwas zu Fressen. Die großen pechschwarzen Vögel lieben die Geselligkeit. Die Nähe des Menschen macht ihnen wenig aus, obgleich sie einem das Nahekommen nicht erlauben.
Besonders abends, wenn sie von der Nahrungssuche zurückkehren und zu Tausenden ihre Schlafbäume aufsuchen, kann diese Neigung zu Schwarmbildung schön beobachtet werden. Ihre Nahrung sucht die Saatkrähe am Boden. Sie ist eine allesfressende Vogelart und ernährt sich von tierischem und pflanzlichem Material. Eine ideale Nahrungsquelle scheinen Komposthaufen zu sein. Wie Hühner auf dem Mist wühlen die Vögel darin und suchen sich die besten Happen heraus. Gewöhnlich stehen aber hauptsächlich Insekten und anderes Kleingetier sowie Pflanzenkeimlinge und Sämereien, daher auch der Name Saatkrähe, auf ihrem Speisezettel.
Außer einiger weniger Brutkolonien, eine davon befindet sich in Straubing, brüten die Saatkrähen heute in ihrer osteuropäischen Heimat. Wegen ihrer Vorliebe für landwirtschaftliches Saatgut wurde die Saatkrähe bei uns lange Zeit gnadenlos verfolgt und stark dezimiert. Früher war die Saatkrähe auch in Bayern mit ca 10500 Brutpaaren häufig als Brutvogel vertreten. Heute gibt es nur noch rund 1500 Brutpaare in ganz Bayern, was einen Bestandsrückgang von 96% bedeutet. Kämen nicht jedes Jahr die "Gastkrähen" zu uns, wäre Landau um ein Naturschauspiel ärmer. Wegen ihres starken Rückgangs als Brutvogel ist die Saatkrähe in der "Roten Liste gefährdeter Tiere" als gefährdet und in Gesamtdeutschland sogar als stark gefährdet geführt.