Vom Öffnen der Gartentür
Tunzenberg. Der Saal in der Schloss Schenke Tunzenberg war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Bernhard Pellkofer dort am vergangenen Freitag seinen Vortrag zum Thema „Natur um Haus und Garten“ hielt. Die BN-Ortsgruppe Mengkofen hatte zu der Veranstaltung eingeladen, und die Organisatoren freuten sich sehr über den großen Zuspruch.
Schon lange warnen viele Wissenschaftler vor dem immer bedrohlicheren Artensterben. Vor einem halben Jahr schreckte viele das Ergebnis einer Studie auf: Rückgang der Fluginsekten in Deutschland um 75 Prozent in den letzten 27 Jahren. Aber eigentlich haben wir doch längst selbst bemerkt, dass es in unseren Gärten viel weniger brummt und summt als früher. Und wenn die Insekten fehlen, dann werden Pflanzen nicht bestäubt, dann fehlt den Fröschen, Vögeln und Igeln die Nahrung, dann ist irgendwann die gesamte Nahrungskette betroffen.
Der Gärtnermeister Pellkofer, der unter anderem auch Amphibien- und Fledermausbeauftragter des Landkreises Dingolfing-Landau ist, zeigte auf sehr anschauliche Weise eine Fülle kleiner Dinge, mit denen jeder in seinem Garten die Artenvielfalt fördern kann: Wildpflanzen und Sträucher in einer Gartenecke als Lebensraum für Insekten und als Nahrungsquelle für Vögel, eine Blumenwiese statt Zierrasen, ein Schwimmteich, in dem sich auch Libellenlarven, Frösche und Molche wohlfühlen, Totholz, das nicht nur Käfer ernährt und Bienen beherbergt, sondern auch noch dekorativ ist. Wer den Wildbienen noch mehr Gutes tun möchte, kann zusätzliche Löcher in verschiedenen Größen als Legegänge ins Totholz bohren; die Bienen werden das als Bestäuber dreifach zurückzahlen.
Bernhard Pellkofer führte die Zuhörer auf seiner Erzählreise hauptsächlich durch seinen privaten Garten, in welchem er seine Ideen und Vorstellungen zu hundert Prozent umsetzen kann. Dabei präsentierte er einen reichen Wissens- und Erfahrungsschatz, der nur aus riesengroßer Begeisterung für die Vielfalt und Schönheit unserer Natur zu erklären ist. Er liebt einen mit verwilderten Primeln gesprenkelten Rasen besonders, wenn er lila blüht, denn diese Farbe ist bei vielen Insekten Favorit. „So ein Rasen ist natürlich nicht typisch deutsch“, sagt Pellkofer, „aber ich find ihn einfach schön“. Vielleicht sollten wir die deutsche Tugend, den Garten immer aufzuräumen und ordentlich zu präsentieren, öfter in Frage stellen. Auch Rasen, der zum Ausbrennen neigt, muss kein Schandfleck sein. Gerade dort offenbart sich der ideale Standort für eine Blumenwiese. Eine Samentüte mit Klatschmohn, Kamille oder Margeriten, eine Wiesenblumenmischung oder ein paar gesammelte Samen vom Spaziergang können ein wunderbarer Anfang sein, der später an anderer Stelle im Garten fortgesetzt werden kann.
Umwelt braucht Vielfalt, und die gedeiht nur bei unterschiedlichsten Angeboten. Tagpfauenaugen brauchen als Larven Brennnesseln, der Schwalbenschwanz mag blaue Blüten, Stieglitze lieben wilde Karde. Wer Wasserdost, Oregano und Sommerflieder in seinen Garten lässt, verdoppelt gleich die Anzahl der Schmetterlinge. Und was für den Garten gilt, ist auch für die Wiese oder die Ausgleichsfläche richtig. Ein wunderschönes Bild in Pellkofers Vortrag zeigt eine bunte Blumenwiese vor dem Rathaus Marklkofen.
Wer seinen Garten als Biotop versteht, kann die Natur für sich nutzen und auf chemische Mittel zur Schädlingsbekämpfung verzichten. Sogar die gefürchteten Gemüse-vertilgenden Nacktschnecken können reduziert werden, wenn man gleichzeitig eine andere Nacktschnecke in seinem Garten hält: der Tigerschnegel frisst gern die Eier anderer Schnecken. Schädlinge haben immer Gegenspieler, die im Garten gefördert werden können. Am besten aber werden Schädlinge verhindert, indem auf Mono- zugunsten von Mischkultur verzichtet wird.
Mit das Wichtigste ist natürlich, immer Freude im Garten zu haben. Dort lässt sich ein faszinierendes Leben beobachten. Zum Beispiel wie lebendig Totholz ist: Käfer bohren sich hinein, Blattschneiderbienen ziehen in die Fraßgänge ein und bringen ihre Türe mit und Fliegenlarven räumen den Schmutz weg, wenn die Bienen wieder ausgezogen sind.
Bernhard Pellkofer wirkte bei seinem Vortrag nicht nur authentisch, sondern auch sehr sympathisch, denn er versuchte nie, seine Sicht der Dinge als die allein richtige darzustellen. So wie er in seinem Beruf als Gärtnermeister auf verschiedenste Wünsche seiner Kunden eingehen muss, so verurteilt er auch privat keinen Nachbarn, der noch Pestizide einsetzt oder einen Kiesgarten anlegt. Aber während er das sehr glaubhaft betont, ahnt man schon, dass er sie irgendwann auf seine subtile, angenehme Art alle überzeugen wird: Die Natur ist eben nicht der Feind, und die Menschen können sie sich nur nachhaltig zunutze machen, wenn sie sie besser verstehen und lieben lernen.
Mehr Informationen gibt es auch auf der Facebookseite unter dem Stichwort „BNOrtsgruppeMengkofen“.